Ökumenischer Jahresempfang der Kirchen 2010

Rund 120 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Lehre, Handel und Kirchen begrüßte Pfarrer Thomas Blumenberg zum Ökumenischen Jahresempfang der Kirchen am 7. Januar im Friedrich-Spee-Haus.

Pfarrer Blumenberg begrüßte besonders Bürgermeister Kessler, Landrat Einhaus, Mitglied des Landtages Möhle, die Vertreter der Muslime und den Gastredner, Generalvikar des Bistums Hildesheim Domkapitular Prälat Dr. Werner Schreer. Pfarrer Blumenberg dankte im Namen der Kirchen allen Anwesenden für ihr Engagement im Dienste für die Menschen. 
Er wies hin auf gelebte Ökumene in Peine und als sichtbaren Ausdruck auf das Ökumenische Krippenprojekt der Kath. Teilgemeinde "St. Josef" in Vöhrum und der Ev. Kapellengemeinde Röhrse. Die Röhrser hatten die Krippe, zu der ihnen die Vöhrumer die Figuren als Dauerleihgabe überlassen hatten, unter dem Weihnachtsbaum aufgestellt.

Frau Superintendentin Christa Gerts-Isermeyer machte den Janus-Kopf zum zentralen Punkt ihrer Andacht, den Kopf, der vor und zurück mit gleichem Gesicht schaut. Sie beschäftigte sich mit der Frage, wie Janus für sie, für alle, in das Jahr zurück und in die Zukunft blicke, und ob es auch heute noch das gleiche Gesicht sei, das den Vor- und Rückblick tätigte.

Domkapitular Dr. Werner Schreer stellte seinem Vortrag Informationen über seine Funktion als Generalvikar voran. Die Leitung eines Bistums teile sich in die Aufgaben um die spritualia und um die der temporalia. Während erstere, die sich mit Ausrichtung auf die Ewigkeit beschäftigten, die Aufgabe des Bischofs und seiner Weihbischöfe sei, könne der Bischof die anderen, die das Weltliche und Diesseitige zum Mittelpunkt haben, die Verwaltung halt, jemand anderem übertragen; dieser "andere" ist dann der Generalvikar.

"Kirche sein in säkularer Gesellschaft" - Zu diesem Thema sprach Dr. Schreer und definierte zunächst den Begriff "säkularer Gesellschaft": der (deutsche) Staat gibt den Menschen, für die er verantwortlich ist, eine Ordnung, eine Gesellschaft, in der die Bewohner im Rahmen von definierten Spielregeln für das Zusammensein frei leben, arbeiten und sich dabei entwickeln können. Er verhält sich dabei Religionen und Weltanschauungen gegenüber völlig neutral. Dr. Schreer wies darauf hin, dass ein säkularer Staat, der ja keine tieferen, wie religösen Werte in den Alltag der Menschen vorgebe, hohes Vertrauen in seine Bewohner vorausschicke und durchaus ein hohes Risiko eingehe, dass die Gesellschaft eben nicht ideal funktioniere.

Während der Staat somit den Menschen als Teil seiner Gesellschaft sieht, sehen die christlichen Religionen den Menschen als Teil Gottes und den Menschen mit Gott in sich. Dies führe zu einem noch tieferen Verständnis von der "Würde des Menschen". Und das mache es nicht immer leicht, da diese Betrachtungsweise den noch entstehenden und den sterbenden Menschen einschließe.
Die besondere Sichtweise der Kirchen auf den Menschen bedinge eine besondere Verantwortung und damit auch den besonderen Umgang mit und einen besonderen Dienst an ihnen.  Dies ist eine Aufgabe der Kirchen und der säkulare Staat, wissend, dass er das nicht leisten könne, unterstütze die Kirchen in diesem, ihrem Dienst. So sage z. B. der Koalitionsvertrag: "Den christlichen Kirchen kommt eine unverzichtbare Rolle bei der Vermittlung der unserem Gemeinwesen zugrunde liegenden Werte zu".

Und, so Schreer: "Wir formen Menschen, die um ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger willen Motive, Bereitschaft und Fähigkeit zum Engagement haben. Wir schaffen Menschen, die jene Voraussetzungen in die Gesellschaft einbringen, die" .. "der säkulare Staat nicht garantieren kann."

Dennoch sei die Erfüllung eines Dienstes nach Vorstellung der Kirchen nicht selten schwierig.  So bewegten sich Kirchen in Aufgabenfeldern, die auch von privaten Anbietern besetzt sind; z. B. in der Altenpflege. Die Kirchen haben dort den Menschen und seine Würde im Mittelpunkt, die privaten nicht selten primär den Gewinn. Durch die Gesetze der Marktwirtschaft sei dort das kirchliche Engagement gefährdet, da sich kirchliche Ansprüche an die Arbeit mit dem Menschen nicht mit Billiglohn und Personalreduktion zur Deckung bringen ließen.

Christen wollen Fremde auch Fremde sein lassen, in dem sie Fremde wahrnehmen, sie vorkommen und sie nahe sein lassen. Gerade die Nähe ist Grundlage für Fremdsein; sei die Nähe nicht mehr gegeben, seien die Fremden --- Niemand.

Und so werden die Christen fortfahren in und mit ihrer Arbeit - mit und für die Menschen; die ihnen eigene Hoffnung auf die Zukunft und auf Gott treibe sie weiter und voran und es sei ihnen ein Anliegen, diese Hoffnung und den Glauben spüren und erfahren zu lassen.

Bei einem Imbiss, der von der Theresienküche des Caritas-Verbandes Peine vorbereitet worden war, und der muskalischen Darbietungen von Lilli Marhenke und Maximilian Buchberger, stärkten sich die Gäste. Dabei wurden noch viele, anregende und interessante Gespräche geführt. 

Als Erinnerung an den diesjährigen Jahresempfang erhielten die Gäste eine Grußkarte (siehe Bild) von der Krippe aus Röhrse mit auf den Weg und in das Neue Jahr 2010.